Rückblick Workshop "Die Suzuki-Methode auf der Blockflöte" mit Karin Weiersmüller 2024 in Gelterkinden

Dessen waren wir uns schon von Anfang an bewusst: Der diesjährige Frühjahrsworkshop mit dem Titel „Die Suzuki-Methode auf der Blockflöte“ wird nicht Massen zu mobilisieren vermögen. Und dennoch haben wir uns für dieses Thema entschieden. In der Referentin Karin Weiersmüller, der ersten ausgebildeten Suzuki-Blockflötenlehrerin der Schweiz, fanden wir eine äusserst kompetente Person, die sich mit grosser Freude der Aufgabe stellte uns einen Blockflötenunterricht nach der Suzuki-Methode konkret vorzustellen.

So hat am 20.4.2024 Karin Weiersmüller einer kleinen Gruppe aus 9 Personen – in einer angenehmen Mischung aus Referat und aktivem Tun – einen ersten Einblick in das in den Vierziger/Fünfziger-Jahren durch den Geiger und Musikpädagogen Dr. Shinichi  Suzuki in Japan entwickelte und damals revolutionäre Konzept zur musikalischen Früherziehung gegeben.

Und inspirierend war das schon, wie Karin Weiersmüller zum Beispiel die Struktur eines Liedes anhand von (klein)kindgerechten Gegenständen erfassbar gemacht hatte, damit diese leichter auswendig gelernt werden konnte.

Inspirierend war es auch zu erleben, in wie vielen spielerischen Varianten ein einziges Lied wiederholt werden konnte, ohne dabei langweilig zu werden und ohne dass dabei die Lust am Tun verloren ging.

Dabei hatten es diese spielerischen Übungen in sich: eigentlich für junge Kinder gedacht, waren sie für uns Erwachsene keineswegs einfach. Wir spürten: da passiert etwas in unserem Gehirn, eine Konzentration ist hier gefragt, die uns ungewohnt vielschichtig fordert. Und: obwohl wir auf einem ganz einfachen Level Musik machten, hatten wir unglaublichen Spass! Das ist schon erstaunlich und bemerkenswert!

 

Als wichtigste Kernpunkte der Suzuki-Methode wurden folgende genannt:

  • Die der Suzuki-Methode zu Grunde liegende Idee ist die der Musik als Muttersprache. Das heisst, die Musik soll wie die Muttersprache erlernt werden können.
  • Dabei ist das Talent nicht angeboren, sondern wird durch Stimulation von aussen erlernt.
  • In den ersten Jahren wird konsequent auswendig gelernt und gespielt. Das Kind imitiert dabei das Tun der Erwachsenen.
  • Von Anfang an ist das musikalische Tun auch ein soziales Erleben. Der Musikunterricht findet wöchentlich in Einzellektionen wie auch in Gruppenlektionen statt.
  • Von Anfang an ist ein Elternteil immer anwesend und führt zuhause weiter, was im Unterricht durch die Lehrperson angestossen wurde.
  • Am Anfang sind alle Löcher der Blockflöte mit Klebeband zugeklebt bis auf das unterste und das Loch des Zeigefingers der rechten Hand. Die beiden Töne d‘ und fis‘ sind die ersten Töne, die das Kind lernt. Mit jedem neuen Ton wird ein Tonloch mehr geöffnet.
  • Durch vielfache Wiederholung im Unterricht wie auch zuhause wird Gelerntes bleibend im Gehirn abgespeichert und steht den Kindern dadurch selbstverständlich und sicher zur Verfügung.
  • Durch eine Pädagogik der klein(st)en Schritte wird gewährleistet, dass jeder neue Aufbauschritt auf einer sicheren Basis abgestützt ist.
  • Durch den Start des Instrumentalunterricht im Kleinkindesalter (ab 3-4 Jahren) werden musikalische Fähigkeiten und Fertigkeiten spielend erlernt und in die früheste Hirnentwicklung mitintegriert.

Im Laufe des Workshops traten aber auch einige kritische Fragen auf.

  • So über ein eventuelles Konfliktpotenzial bedingt durch die enge Begleitung der Kinder durch einen Elternteil über eine lange Zeitspanne hinweg.
  • Oder darüber, wie sinnvoll es ist, dass der Suzuki-Unterricht auf der ganzen Welt anhand eines einheitlichen Grundrepertoires an Melodien stattfindet.
  • Oder ob in unserer Zeit das Postulat Musik wie eine Muttersprache zu erlernen überhaupt umsetzbar ist. Das heisst, in welchen Familien ist eine so intensive Beschäftigung mit Musik (Elternteil und Kind(er)!) überhaupt möglich und erschwinglich.
  • Oder: braucht ein Kind soviel enge und standardisierte Anleitung, um sich optimal entwickeln zu können.

Diese zentralen und hoch interessanten Fragen standen im Raum, konnten aber leider aus Zeitgründen nicht ausdiskutiert werden.

Abschliessend kann klar gesagt werden: Die drei Stunden vergingen im Nu. Auch wenn einige interessante Fragen nicht ausdiskutiert werden konnten, die Lust am spielerischen Tun ist bei allen Teilnehmenden ganz klar geweckt worden.

Nach Ende des Workshops bildeten sich spontan Zweiergruppen, um die im Laufe des Kurses vorgestellten Spiele nochmals aufzunehmen und sie weiterzuspielen…….

Doris Mangold